Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)

Gerade Linien erscheinen krumm, vor allem im Zentrum des Gesichtsfeldes: Wenn beim Blick auf die Kacheln im Badezimmer oder auf ein Stück kariertes Papier die Linien verzerrt erscheinen, dann kann das ein Anzeichen für eine altersbedingte Makuladegeneration (AMD) sein. In den Industriestaaten gilt die AMD als häufigste Ursache für schwere Sehbeeinträchtigungen bis hin zur Erblindung bei über 50-Jährigen.

Die Netzhaut enthält Millionen Sinneszellen (Photorezeptoren), auf die die Bilder der Außenwelt abgebildet werden. Die Makula ist das Zentrum der Netzhaut. Auf diesem wenige Quadratmillimeter großen Fleck sind die Sinneszellen besonders dicht angesiedelt, vor allem die für das Farbensehen verantwortlichen Zapfen. Gesichter, Schriften und feine Details der Umwelt werden dank dieses kleinen Flecks erkannt – die übrige Netzhaut nimmt vor allem Umrisse und Hell-Dunkel-Kontraste wahr. Nirgendwo im Körper laufen so intensive Stoffwechselprozesse ab wie in der Netzhaut.

Intensivste Stoffwechselprozesse bringen es mit sich, dass die Makula anfällig für Schäden infolge von Störungen des Stoffwechsels ist. Vor allem ältere Menschen etwa ab dem 60. Lebensjahr sind von dieser Erkrankung betroffen.

Unter der Netzhaut befindet sich eine dünne Schicht, das so genannte Pigmentepithel. Diese Schicht hat unter anderem die Funktion einer Müllabfuhr: Sie soll die Abfallprodukte der Sinneszellen verarbeiten und möglichst vollständig entsorgen. Mit zunehmendem Alter sammeln sich jedoch Rückstände an (Fette und Proteine), die selbst den Stoffwechsel beeinträchtigen. Für Augenärzte am Augenhintergrund erkennbare weißliche Flecken, sogenannte Drusen, sind Ablagerungen, deren Bestandteil (Lipofuszin) unter Einwirkung von UV-Licht zu weiteren Schäden führt.

Diese oben erwähnten Ablagerungen in der Makula beeinträchtigen die Versorgung der Netzhaut mit Nährstoffen. Das Sehvermögen der Patient:innen ist zunächst nur wenig eingeschränkt: Farben erscheinen blass und es dauert länger, bis sich die Augen an den Wechsel von heller auf dunkle Umgebung gewöhnen. Nach und nach gehen die Sinneszellen zu Grunde. Das zentrale Sehen wird dann erheblich schlechter: Sie können beispielsweise sehen, dass jemand vor Ihnen steht, erkennen aber das Gesicht nicht. Bei dieser „trockenen Form“ der Makuladegeneration schreitet die Krankheit sehr langsam voran.

Diese krankhaften Prozessen sind im Prinzip gewöhnliche Alterserscheinungen – praktisch jeder Mensch wäre irgendwann von dieser Erkrankung betroffen, würde er alt genug. Verschiedene Erb- und Umweltfaktoren bestimmen den Zeitpunkt, wann bei jedem Einzelnen die Erkrankung auftritt: Rauchen oder Bluthochdruck führen dazu, dass die Makuladegeneration früher auftritt. Eine vitaminhaltige Ernährung, die zudem reich an dem Farbstoff Lutein ist, kann die Makula schützen.

Im Unterschied dazu ist ein kleiner Teil der Patient:innen von der wesentlich aggressiveren „feuchten Form“ der Makuladegeneration betroffen: Das Pigmentepithel wird brüchig; feine, neu gebildete Blutgefäße können es durchdringen. Diese Blutgefäße sind meist undicht. Austretende Flüssigkeit führt zu Schwellungen in und unter der Makula, auch Blutungen sind möglich.

Ihrer Augenärztin oder Ihrem Augenarzt stehen eine ganze Reihe von Untersuchungsmethoden zur Verfügung, um Anzeichen für eine Altersbedingte Makuladegeneration festzustellen. An der Spaltlampe, einem speziellen Mikroskop, kann die Makula sowie der Augenhintergrund betrachtet werden. Digitale Fotografien können zur Dokumentation in der Verlaufsbeobachtung eingesetzt werden. Funktionsstörungen lassen sich bei der Untersuchung mit der Sehtafel und dem Amsler-Gitter feststellen. Die Optische Kohärenztomographie (OCT) erlaubt hochauflösende Querschnittaufnahmen der Netzhaut und der Makula, mit denen Ihre Augenärztin oder Ihr Augenarzt Veränderungen differenziert beurteilen kann. Schäden in der Netzhaut, im Pigmentepithel oder in der Aderhaut sowie die Gefäßstrukturen lassen sich mittels digitaler Fluoreszenzangiographie darstellen.

Die Früherkennung der Altersbedingten Makuladegeneration gewinnt zunehmend an Bedeutung – je früher Ihre Augenärztin oder Ihr Augenarzt in den Krankheitsprozess eingreifen kann, desto besser lässt sich wertvolles Sehvermögen erhalten. Ist die Makuladegeneration hingegen bereits stark fortgeschritten, so besteht für Patient:innen die Möglichkeit das verbliebene Sehvermögen mit vergrößernden Sehhilfen optimal zu nutzen – mit Hilfe von Lupenbrillen ist es unter Umständen sogar noch möglich, zu lesen.

Mit einer gesunden Lebensführung kann jeder einer Altersbedingten Makuladegeneration vorbeugen: Rauchen und Bluthochdruck sind bekannte Risikofaktoren. Deshalb ist es auch für die Augen gut, mit dem Rauchen aufzuhören und den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren. Bei besonders hellem Sonnenlicht – etwa am Meer oder in den Bergen – schützt eine Sonnenbrille das Auge vor UV-Strahlung. Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse gilt ebenfalls als hilfreich zur Vorbeugung. Bei bestimmten Formen der Makuladegeneration ist es ratsam, auf die Aufnahme bestimmter Vitamine (Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E, ) und Carotinoide (Lutein, Zeaxanthin) zu achten. Diese Stoffe, die das sogenannte Makulapigment ausmachen, sind vor allem in Gemüse wie Tomaten, Brokkoli, Grünkohl oder Mais vorhanden. Es kann auch sinnvoll sein, entsprechende Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen.

Die Altersbedingte Makuladegeneration ist aktuell Gegenstand intensiver Forschung. Im Fall der trockenen Makuladegeneration gibt es momentan leider noch keine sinnvolle Behandlungsmöglichkeit. Bei schon diagnostizierter trockener Makuladegeneration sollen die Sehschärfe und die Netzhaut regelmäßig – alle 6 bis 12 Monate – von Ihrer Augenärztin oder Ihrem Augenarzt kontrolliert werden. Selbstkontrollen mit dem Amsler Gitter können zu Hause durchgeführt werden. Nahrungsergänzungsmittel mit hoch dosierten Radikalfängern, Vitaminen und Lutein können die Netzhaut schützen und sollen verhindern, dass die trockene Makuladegeneration in eine feuchte Form übergeht.
Die feuchte Makuladegeneration lässt sich mit der Gabe von Medikamenten, die direkt in den Glaskörper des Auges gespritzt werden (IVOM, intravitreale operative Medikamentenapplikation) behandeln. Dazu stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung. Verschiedene Medikamente inaktivieren Wachstumsfaktoren in der Netzhaut, verringern so die Neubildung von Gefäßen und beeinflussen die Undichtigkeit der Gefäße positiv.